Lebensdauer von SD-Karten im Dauerbetrieb

Heute ist Stammtischzeit:
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  • Hallo zusammen,

    ich verwende einen Raspberry Pi um Informationen einer sehr einfachen HTML-Seite 24h/Tag im Dauerbetrieb anzuzeigen. Diese Webseite aktualisiert sich alle 30 Sekunden und wird dann neu geladen. Leider gibt das ganze System nach 1 bis maximal 2 Wochen den Geist auf, das System friert irgendwann einfach komplett ein und man kann nur noch den Stromstecker ziehen. Wirklich neustarten kann man das System nicht, da die SD-Karte dabei überhaupt nicht mehr lesbar ist. Selbst an einem SD-Kartenlesegerät oder an einem Netbook wird die SD-Karte nicht mehr als solche erkannt. Dabei sind nun schon drei SD-Karten über den Jordan gegangen (die Karten waren von verschiedenen Herstellern). :(

    Ich benutze Raspbian und habe am System selbst so gut wie gar nichts geändert. Ich habe lediglich Chromium installiert und dafür gesorgt, dass Chromium automatisch startet und die Seite aufruft. Ansonsten ist alles in der Standardkonfiguration gelassen worden.

    Woran könnte es liegen, dass die SD-Karten alle nacheinander den Geist aufgeben? Kann es sein, dass irgendetwas den RAM vollschreibt und dann anschließend auf die SD-Karte geswapt wird? Es müssten doch eigentlich massive Schreibvorgänge dafür verantwortlich sein, dass die SD-Karten kaputt gehen, oder? Hält Chromium evtl. die "alten" HTML-Seiten noch im RAM, so dass dieser irgendwann voll wird?

    Bringt es etwas, wenn ich eine Ramdisk für /var/log und /var/run einrichte? Oder sollte man vielleicht einen anderen Browser statt Chromium benutzen?

    Ich wäre für jede Hilfe sehr dankbar!

    Gruß
    Webby

  • Hallo Webby,

    dass das Dateisystem nicht mehr lesbar ist (korrumpiert ist), deutet darauf hin, dass während des Beschreibens der Strom ausgefallen ist.

    Ich würde das System nochmal neu aufsetzen und ein Programm mitlaufen lassen, dass RAM und Sd-Karten-Belegung aufzeichnet, dann weißt Du was die Ursache dieses Efektes ist.

    Beste Grüße

    Andreas

    Ich bin wirklich nicht darauf aus, Microsoft zu zerstören. Das wird nur ein völlig unbeabsichtigter Nebeneffekt sein.
    Linus Torvalds - "Vater" von Linux

    Linux is like a wigwam, no windows, no gates, but with an apache inside dancing samba, very hungry eating a yacc, a gnu and a bison.

  • Die Wahl der SD-Karte ist mit entscheidend!
    Eine "SanDisk Ultra microSDHC 8GB Class 10" und "SanDisk Ultra microSDHC 64GB Class 10" habe ich bisher noch nie kaputt geschrieben, Intenso 8GB bzw. 16GB Class 10 schon zwei (OSMC mit ständigem aufnehmen und löschen von Filmen bzw. auf der 8GB Messwertaufnahmen im Minutentakt).


  • Hallo zusammen,

    ich verwende einen Raspberry Pi um Informationen einer sehr einfachen HTML-Seite 24h/Tag im Dauerbetrieb anzuzeigen. Diese Webseite aktualisiert sich alle 30 Sekunden und wird dann neu geladen. Leider gibt das ganze System nach 1 bis maximal 2 Wochen den Geist auf, das System friert irgendwann einfach komplett ein und man kann nur noch den Stromstecker ziehen. Wirklich neustarten kann man das System nicht, da die SD-Karte dabei überhaupt nicht mehr lesbar ist. Selbst an einem SD-Kartenlesegerät oder an einem Netbook wird die SD-Karte nicht mehr als solche erkannt. Dabei sind nun schon drei SD-Karten über den Jordan gegangen (die Karten waren von verschiedenen Herstellern). :(

    Die meisten Probleme in der Richtung haben mit einem ungeeigneten Netzteil zu tun.


  • Die meisten Probleme in der Richtung haben mit einem ungeeigneten Netzteil zu tun.

    Das Netzteil kann eine Ursache sein. Problematisch ist auch das "Ausschalten" des Raspberry Pi mittels Stecker ziehen. Das haben wir gefühlte tausendmal besprochen. Beim RasPi tritt das so gehäuft auf, weil für viele Linux neu ist und durch Fehleinstellungen "Hänger" verursacht werden, die dann nur dadurch gelöst werden. Durch die Mehrfachverwendung der Speicherzellen sind die SD-Karten sehr anfällig, weil die Zellen in undefinierte Zustände geraten können, die von einem "normalen" Gerät nicht als defekt erkannt werden und das interne Speicherzellenmanagement der Karte sich nichts bei "denkt". Ein falsches Bit bei einem Foto oder Video hat kaum Auswirkungen. Beim Betriebssystem kann es uns den Tag vers**en. Man bekommt solche KArten oft wieder hin, indem man sich ein Formatierungstool vom Hersteller der Karte holt. Die Tools berücksichtigen im Gegensatz zum "normalen" Formatieren das interne Speichermanagement besser und markieren defekte Zellen als unbrauchbar (wie früher bei ner Diskette, falls noch jemand weiß, was das ist :s ).

  • Was ist mit übertakten? Hatte früher immer das Problem bei übertakten Pi1- Mittlerweile hatte ich das Problem aber nicht mehr.
    Soviel ich gelesen hab sind nur die core_freq Taktstufen 250 und 500 stabil gelaufen (in Bezug auf SD-Karte).
    Mittlerweile wird dazwischen ja keine Taktung mehr angeboten ( raspi-config)

    Einmal editiert, zuletzt von evil (18. August 2015 um 09:35)

  • Vielen Dank für die vielen Antworten!

    Andreas: Das klingt nicht schlecht, gibt es da schon ein fertiges Programm? Man müsste die Log-Dateien dann ja auch irgendwo im Netzwerk speichern, falls der Raspi wieder abstürzt...

    Das Netzteil kann eine Ursache sein. Problematisch ist auch das "Ausschalten" des Raspberry Pi mittels Stecker ziehen. Das haben wir gefühlte tausendmal besprochen. Beim RasPi tritt das so gehäuft auf, weil für viele Linux neu ist und durch Fehleinstellungen "Hänger" verursacht werden, die dann nur dadurch gelöst werden.

    Das mit dem Netzteil werde ich mir mal genauer anschauen und evtl. mal ein anderes probieren. Aber welche "Fehleinstellungen" soll man denn bei einem Standard-Raspbian gemacht haben? Es ist wie gesagt nur Chromium installiert, der dann eine Seite aufruft. Das Ganze geht ja auch ein paar Wochen gut, bis das System einfriert. Dann aktualisiert sich die Webseite plötzlich nicht mehr von selbst und wenn man eine Maus oder Tastatur anschließt, kann man diese nicht benutzen.

    Übertaktet ist der Raspi nicht.

    Würde es denn etwas bringen, eine Ramdisk mit /var/log und /var/run zu machen?
    Was wäre, wenn man den Swap komplett deaktivieren würde? Könnte das helfen?

    Gruß
    Webby


  • Würde es denn etwas bringen, eine Ramdisk mit /var/log und /var/run zu machen?
    Was wäre, wenn man den Swap komplett deaktivieren würde? Könnte das helfen?

    Je nach Art und Weise wie der PI genutzt wird, kann man das machen. Ich nutze meine PIs ohne Swap, ohne rsyslog und mit tmpfs für /run, /run/shm umd /tmp.

    The most popular websites without IPv6 in Germany.  IPv6-Ausreden

    Meine PIs

    PI4B/8GB (border device) OpenBSD 7.4 (64bit): SSH-Server, WireGuard-Server, ircd-hybrid-Server, stunnel-Proxy, Mumble-Server

    PI3B+ FreeBSD 14.0-R-p3 (arm64): SSH-Serv., WireGuard-Serv., ircd-hybrid-Serv., stunnel-Proxy, Mumble-Serv., ddclient

    PI4B/4GB Bullseye-lite (64bit; modifiziert): SSH-Server, WireGuard-Server, ircd-hybrid-Server, stunnel-Proxy, Mumble-Server, botamusique, ample

    Einmal editiert, zuletzt von rpi444 (18. August 2015 um 14:12)

  • Hallo Webby,


    Andreas: Das klingt nicht schlecht, gibt es da schon ein fertiges Programm? Man müsste die Log-Dateien dann ja auch irgendwo im Netzwerk speichern, falls der Raspi wieder abstürzt...

    Solche Programme sind hier im Forum vorgestellt worden bzw. waren das Ergebnis von Fragen.

    Jetzt, wo ein paar mehr Details bekannt sind:
    Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass auch hier das "Mysterium" zugeschlagen hat. Mit diesem Begriff haben wir hier im Forum Ausfälle beschrieben, durch die Netzwerk-(LAN, WLAN, Internet) Verbindungen oder USB-Peripherie (Tastatur, Maus, USB-Sticks, ...) verlorengehen.

    Wenn Du hier einmal tiefer recherchierst, wirst Du vom User Zentris eine tolle Untersuchung finden - ich habe ein Programm [font="Courier New"]HostRepair[/font] beigesteuert, dass die Netzwerkverbindung wiederherstellt. Ich lasse das Programm seit der Zeit im Hintergrund laufen - einige andere auch - und die Probleme bzgl. Netzwerk sind vorbei.

    2012 kann ich mich entsinnen, dass ich gelegentlich Aussetzer an der Tastatur und Maus hatte. Alles lief wie in Zeitlupe. Oft half nur ein Reboot.

    Alle diese Phänomene ("Mysterium") stehen in engem Zusammenhang mit der Spannungsversorgung. Diese ist - häufiger als man annehmen möchte - schlichtweg ungeeignet, um den Raspberry Pi mitsamt USB-Peripherie und LAN/WLAN ausreichend mit Strom zu versorgen. Nachdem ich ein stärkeres Netzteil angeschlossen hatte, trat dann auch Besserung ein. Und richtig gut wurde es, als ich alle USB-Peripherie über einen aktiven USB-Hub angeschlossen habe.

    Du kannst durch Auswerten von

    Code
    dmesg


    oder den Logdateien in /var/log/...
    herausbekommen.

    Was passiert beim "Mysterium"?
    Der Strom, der durch den Raspberry Pi fließt, dient Folgendem:
    - dem Raspberry Pi
    - der Versorgung der USB-Peripherie (Tastatur, Maus, USB-Sticks, Festplatte, WLAN-Stick, ...)
    - der Versorgung von HDMI
    - GPIO
    - Kamera
    - ...

    Die Stromstärke, die zu jedem Zeitpunkt im Verlauf einer Sitzung verbraucht wird, schwankt erheblich. Ein WLAN-Stick zieht je nach Aktion mehr oder weniger.

    Irgendwann würde dem Raspberry Pi (für eine stabile Funktion) dieser Mehrstrom der anderen Verbraucher fehlen. Sobald dieses erkannt wird, deaktiviert der Raspberry Pi irgendetwas. Z.B.
    - kann der Bildschirm für die eine andere Sekunde einfach mal schwarz werden - kommt dann aber wieder
    - Tastatureingaben werden verzögert oder gar nicht verarbeitet
    - Mausbewegungen werden verzögert oder gar nicht verarbeitet
    - Netzwerkverbindungen brechen zusammen - und kommen NICHT wieder
    - Die Verbindung zum Internet wird abgebrochen, Seiten werden nicht mehr angezeigt,
    - Updates funktionieren nicht oder werden mittendrin mit Fehlermeldungen abgebrochen
    - ...

    Was passiert hier?
    Wie gesagt, bestimmte Dienste werden deaktiviert, um Strom zu sparen. Manche Dienste wie HDMI werden wieder aktiviert.

    Es gibt einen Baustein LAN951x auf der RPi-Platine. Dieser Baustein ist sowohl für USB als auch für Netzwerk zuständig. Deaktivierungen von USB können, wenn der Strom wieder mal passt) wieder aktiviert werden. Das Betriebssystem schafft es aber nicht, verlorengegangene Netzwerkverbindungen wieder herzustellen.

    Übrigens zeichnet das Betriebssystem jede Deaktivierung und jeden Aktivierungsversuch auf. Auch hier kannst Du erkennen, ob Dein System davon betroffen ist.

    Hier musst Du entweder nachhelfen (Einstellungen so ändern, wie es z.B. der User rpi444 immer wieder vorbetet) oder ein Programm wie mein [font="Courier New"]HostRepair[/font] einsetzen. Wenn dieses Programm auch nur ein einziges Mal aktiv wird und eine Verbindung wieder herstellen kann, dann weißt Du, dass das "Mysterium" bei Dir existiert.

    Beste Grüße

    Andreas

    Ich bin wirklich nicht darauf aus, Microsoft zu zerstören. Das wird nur ein völlig unbeabsichtigter Nebeneffekt sein.
    Linus Torvalds - "Vater" von Linux

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    Einmal editiert, zuletzt von Andreas (18. August 2015 um 15:55)

  • Ich mache es auch so auf einer Raspi wie rpi444 beschrieben hat. Auf der anderen habe ich das root Filesystem auf eine USB Platte übertragen und die SD Karte wird nur noch zum Booten und lesenderweise genutzt. Vielleicht ist Letzteres auch eine Alternative für Dich. Es gibt im Tutorialteil ein Tool welches das automatisch umstellt.

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