Blow me up...

  • Peng, dann Stille. Der Knall kam von schräg von hinten und entsprach dem harten Geräusch, wie Nitromunition es hinterläßt, nicht dem dumpfen Knall einer Schwarzpulverbüchse. Dann war Stille. Doch so ganz still war es dennoch nicht. Der Lüfter säuselte weiter leise vor sich hin und im Monior flackerte noch immer ein Video. Das schrille Geräusch kam aus dem PC der Frau und doch lief der PC weiter. Seltsam dachte der Bastler. Vermutlich ein Elko im Netzteil, der seinen Geist aufgegeben hat?! Doch wieso läuft der PC weiter? Redundanz? Egal, ignorieren. Solange das Ding läuft, wird ignoriert! Das spart Zeit....

    ... die verrinnt, aber nicht lange.

    Wenige Tage später lief der PC dann ... in einer Endlos-Bootschleife. Window* 7 bemühte sich redlich hochzufahren doch kurz vor dem Login war Feierabend und das Bios begrüßte einen wieder. (So nach der Art: "Und täglich grüßt das Murmeltier".) F8 und abgesichert - gleiches Ergebnis. Schau'n wir mal, was Freund Linux noch so zu bieten hat. Puppy von Anno Dunnemal gestartet - hui, läuft noch - Festplatte erst mal gesichert und in's Bett gegangen.

    Heute schraubte ich den Computer auch und traute meinen Augen nicht. 6 Elkos des Typs 2200µF, 6.3V, 105°C mit gelupftem Deckel. Allein das war erstaunlich. Aber es kommt noch dicker. Bei den Elkos, die in die ewigen Jagdgründe eingegangen waren, handelte es sich NICHT um diejenigen, welche temperaturmäßig am höchsten belastet wären. Eher umgekehrt! Das waren noch eher diejenigen, welche "exponiert" standen. Jetzt stellen sich mir mehrere Fragen:

    • Wieso gerade diejenigen mit der geringsten thermischen Belastung?
    • Wieso alles Kondensatoren des gleichen Typs?
    • Wieso nur ein Knall jedoch 6 defekte Elkos (starben die andern ggf. unbemerkt bereits vorher)?
    • Falls letzteres wahr ist, woher nahm das Board die Redundanz mit 5 defekten Elkos noch seinen Dienst zu tun?
    • Oder war es genau anders herum - der erste verabschiedete sich fulminant, die anderen zogen "silently" wie Lemminge hinterher?


    Alles sehr Merkwürden - hat jemand vielleicht eine Erklärung dafür?

    Mir sind zwar schön öfters Elkos untergekommen, die den Geist Manitous ausgehaucht hatten, aber so ein Massensterben kam mir noch nicht unter. Anbei zwei Bilder. Das erste zeigt das Board mit den betroffenen Elkos und deren Positionen.

    Das zweite die Rüben der kleinen Indianer.

  • Hallo Schnasseldag,

    der erste Absatz liest sich wie der Anfang eines Romans wie "Elko-Elke und ihr Bast-Bastler".

    Der geschilderte Effekt ist schon denkwürdig und widerspricht total der Weibull-Verteilung (sollten sie zeitgleich in die Ewigen Jagdgründe eingezogen sein).

    Wenn sie wirklich redundant waren, hat es vielleicht den ersten zerlegt. Dann ging's den anderen mehr an die Substanz. Bis es dem neuen Schwächsten zu hart wurde... etc. Dann hätte es aber mehrere Pengs gegeben haben müssen. Oder der Zeitraum vom ersten bis zum Sechsten war so kurz, dass die Trägheit der Ohren es nicht zu differenzieren vermochte.


    Beste Grüße

    Andreas

    Ich bin wirklich nicht darauf aus, Microsoft zu zerstören. Das wird nur ein völlig unbeabsichtigter Nebeneffekt sein.
    Linus Torvalds - "Vater" von Linux

    Linux is like a wigwam, no windows, no gates, but with an apache inside dancing samba, very hungry eating a yacc, a gnu and a bison.

    Einmal editiert, zuletzt von Andreas (17. August 2017 um 23:38)

  • Zitat von "Andreas" pid='295780' dateline='1503004760'


    der erste Absatz liest sich wie der Anfang eines Romans wie "Elko-Elke und ihr Bast-Bastler".


    War auch ein bischen so gemeint. ;)


    Zitat von "Andreas" pid='295780' dateline='1503004760'


    Wenn sie wirklich redundant waren, hat es vielleicht den ersten zerlegt. Dann ging's den anderen mehr an die Substanz. Bis es dem neuen Schwächsten zu hart wurde... etc.


    Das ist auch eine meiner Hypothesen. Wenn alle am gleichen Strang hängen, dann steigt die Ripplebelastung der verbliebenen natürlich mit einem Sinken der Kapazität. Aber so auf dem Board verteilt???? Kondensatorbatterien findet man eher in der Nähe des Netzteils. Nur das hat Stand gehalten. Bei diesen Kondensatoren handelt es sich um auf der Platine verteilte Puffer. Und Rippel quer über einer Platine zu erlauben - so etwas sollte es nicht geben. Die düfen nicht in die Platine reinwandern, sondern müssen am Ort des Geschehens unschädlich gemacht werden. Das ist es, was ich nicht verstehe?!

    Zitat von "Andreas" pid='295780' dateline='1503004760'


    Dann hätte es aber mehrere Pengs gegeben haben müssen.


    Jein. Nicht jeder Kondensator verabschiedet sich unbedingt mit einem fulminanten Kracher. Manche röcheln auch nur ein wenig und hauchen dabei ihren Lebenssaft aus :) Diesen Duft vergißt man nie! Einen noch tieferen Eindruck hinterließ jedoch vor sehr langer Zeit (das war noch zu Unizeiten) ein Papierkondensator, den ich mal in einem Hochspannungsteil eines Zeilentrafos austauschte. Er sollte so um die 0.1µ haben bei 20000V. Hatte ich aber nicht, zumindest die Volt hatte ich nicht. Die Bastelkiste gab nur um die 10-15kV her. Und so meldete sich der Kamerad nach 1-2 Jahren mit einem herrlichen Donnerschlag. Hernach war auch alles finster. Den Fernseher geöffnet, lag darin eine gerollte Schlange von zig Meter Länge. Wenn zum Kindergeburtstag also mal die Luftschlangen ausgehen, dann kann man immer noch beherzt so ein paar alte Papierkondensatoren an die Zündspule hängen...

    PS: Nach dem Austausch der Elkos funktioniert der PC nun auch wieder. Diesmal habe ich nicht nur auf Kapazität und Spannung sondern auch auf Wärmewert geachtet :)

  • Zitat von "fred0815" pid='295798' dateline='1503033292'


    Das habe ich schon öfter gesehen, so unüblich ist das nicht, Elkos kosten schliesslich Geld, da wird gespart bis zum abwinken.

    Ja, so ein Board hab ich auch mal gesehen, war ein MS Server 2008r2 drauf und der Kunde meinte das läuft noch ne Weile, muss nicht getauscht werden. :D Endete auch im Peng. Dicke Backen bei Kondensatoren kommen auf Mainboards häufiger vor als man denkt. Wir hatten damals in der Ausbildung einen großen Elko geladen und verkehrt gepolt angeschlossen. Riesenpeng! Vom Kondensator waren nur noch die Beine zu sehen. Der Rest war weg :D

  • Ein Schaltplan des Boards würde Aufschluss über die Funktion der Elkos geben. Dann könnte man nachvollziehen, was da passiert ist. Elkos sind Verschleißteile und nicht jeder verabschiedet sich mit einem Knall. Die "Dicken" stabilisieren oder puffern oft Spannungen ab, haben also keine funktionale Bedeutung. Wenn es keinen Plattenschluss gab, konnte das Board noch eine Weile funktionieren, bis dann Folgeschäden auftraten. Wie alt war das Board denn?

  • Ist wohl eher eine Frage geplanter Obsoleszenz (klugscheiß!). Warum soll man ein Mainboard so bauen, dass es länger als 5 Jahre hält? Da sind die meisten eh schon entsorgt. Und Leute, die ihre Rechner länger einsetzen werden damit auf den Pfad der Tugend gezwungen... Es lebe die Konsumgesellschaft!

    Oh, man kann hier unliebsame Nutzer blockieren. Wie praktisch!

  • Zitat von "raspiprojekt" pid='295804' dateline='1503037635'


    Ein Schaltplan des Boards würde Aufschluss über die Funktion der Elkos geben.


    Na den wird mir die Firma wohl kaum aushändigen?! ;)
    Siehe auch unten...

    Zitat von "raspiprojekt" pid='295804' dateline='1503037635'


    Wie alt war das Board denn?


    ... so an die 7-8 Jahre. Also durchaus ein Alter wo die Meisten wohl wegwerfen. Als Tippmaschine taugt er aber noch immer und 6 Kondensatoren sind schneller repariert, als ein Rechner neu aufgesetzt und softwaremäßig installiert. Hinzu kommt dann noch der Kostenfaktor, die Qualen der Wahl eines Neugerätes, Umweltaspekte...

    Mir ging es im Thread eher darum, daß ich erwartet hätte, daß ganz andere Kondensatoren ihren Geist aufgeben, als eben jene. Sterbende Pufferkondensatoren in der Nähe von CPU/Video-Prozessor oder im Netzteil hätte ich mir ja erklären können - aber so ein Massensterben an "kühlen" Stellen und noch quer auf dem Board verteilt?! Da muß die Charge auch schon ganz schön übel gewesen sein. Naja, was soll's. Das Ding läuft wieder und wenn's in 5 Jahren wieder rummst, dann werde wohl sogar ich in eine neue Schreibmaschinenhardware investieren... ;) Es macht ja zuweilen auch Spaß wieder mal ein sauberes System zu haben - aber nicht im Sommer, wenn es warm ist und der Baggersee ruft! Da soll der Krempel gefälligst funktionieren! Jawollja! ;)

  • Zitat von "raspiprojekt" pid='295804' dateline='1503037635'


    Ein Schaltplan des Boards würde Aufschluss über die Funktion der Elkos geben.

    Ja wer hätte das gedacht. Es gibt sie ja tatsächlich! Schematics für Laptop, PC und Co. Ich wäre im Traum nicht darauf gekommen, so etwas zu suchen. Mein Board ist zwar nicht dabei, aber es gibt ja sicher noch andere Seiten als diese hier: http://www.s-manuals.com/motherboard

    raspiprojekt - danke für die Starthilfe! :thumbs1:

  • Zitat von "schnasseldag" pid='295857' dateline='1503069030'


    ... so an die 7-8 Jahre. Also durchaus ein Alter wo die Meisten wohl wegwerfen. Als Tippmaschine taugt er aber noch immer und 6 Kondensatoren sind schneller repariert, als ein Rechner neu aufgesetzt und softwaremäßig installiert. Hinzu kommt dann noch der Kostenfaktor, die Qualen der Wahl eines Neugerätes, Umweltaspekte...

    vielleicht sollte ich meinen 2012 verschiedenen PC (von 2004) mal öffnen?

    du hast ja so Recht, neu aufsetzen und Scanner entsorgen weil es keine Treiber für winXX gibt ist keine Lösung.

    Mein PC starb still, nix geht mehr....

    lasst die PIs & ESPs am Leben !
    Energiesparen:
    Das Gehirn kann in Standby gehen. Abschalten spart aber noch mehr Energie, was immer mehr nutzen. Dieter Nuhr
    (ich kann leider nicht schneller fahren, vor mir fährt ein GTi)

  • Hallo Schnasseldag,

    als ich gestern den Thread gelesen hatte, habe ich einem Projektkollegen den Link darauf geschickt. Er war mal bei einem Elektronikhersteller QM-Leiter.

    Er sprach mich hezte Morgen mit einem breiten Grinsen darauf an. Er denkt in die gleiche Richtung wie ich. Der erste Kondensator ist unspektakulär ausgestiegen. Der zweite auch. Die Belastung für die anderen stieg. Der dritte Kondensator ging kaputt, danach der vierte. Dann rangen Nr. 5 und 6, wer der Härtere der beiden sein mag. Der fünfte ging kaputt. Der Sechste hat dann alles abbekommen, so dass er spektakulär explodieren konnte.

    Auf meine Frage, wieviel Zeit denn zwischen dem Tod des ersten bis zum sechsten vergangen sein könnte, meinte er wenige Tage bis Wochen.


    Beste Grüße

    Andreas

    Ich bin wirklich nicht darauf aus, Microsoft zu zerstören. Das wird nur ein völlig unbeabsichtigter Nebeneffekt sein.
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  • Zitat von "Andreas" pid='295887' dateline='1503081505'


    Der erste Kondensator ist unspektakulär ausgestiegen. Der zweite auch. Die Belastung für die anderen stieg. Der dritte Kondensator ging kaputt, danach der vierte. Dann rangen Nr. 5 und 6, wer der Härtere der beiden sein mag. Der fünfte ging kaputt. Der Sechste hat dann alles abbekommen, so dass er spektakulär explodieren konnte.

    Geht das jetzt in die Wettkampf "Schöner sterben" ein ? :lol:

    Ist "leider" kein RasPi, somit ein Außenseiter... aber in der Rangliste gut dabei :thumbs1: :lol: :lol:

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