Ich möchte euch an dieser Stelle die neueste Erweiterung für PiTS vorstellen und über den erfolgreichen Abschluss eines weiteren Teilprojektes zum Thema Umweltmonitoring auf Basis des Raspberry Pi mit dem Schwerpunkt „Messung von Radioaktivität“ berichten.
Wie im Beitrag "Wetterdaten mit dem Pi Temperatur Sentinel (PiTS) aufzeichnen und darstellen" geschildert, unterstützt PiTS bzw. die PiTS-It! Management Software viele verschiedene Sensoren, darunter nun auch Geiger-Müller Zählrohr-Module. Damit kann man auch als interessierter Maker-Laie und ambitionierter -Einsteiger einfach und effektiv die Radioaktivität zusammen mit einem Raspberry Pi messen und grafisch auswerten.
Für alle die selbst die Hintergrundstrahlung vor Ort oder die Strahlenemission von Objekten mit Hilfe eines Raspberry Pi ermitteln möchten, hier die Stückliste an erforderlicher Hardware:
- 1 x Raspberry Pi (vorzugsweise PiZeroW) inkl. SD-Card und Stromversorgung
- 1 x Geiger-Müller Zählrohr DIY-Modul-Kit
- 1 x geeignetes Gehäuse für das Modul und den RasPi
Darüber hinaus sind noch folgende Bauteile für die Signalaufbereitung des Interrupt-Signals vom DIY-Modul-Kit erforderlich
- 1 x NE555 IC
- 2 x 10nF Kondensatoren (C)
- 1 x 1kOhm Widerstand (R)
sowie ein Spannungsteiler aus zwei Widerständen oder ein entsprechender Levelshifter zur Anpassung der Spannung auf 3.3V am GPIO-Eingang des Raspberry Pi.
Als Software kommt das aktuelle Release der PiTS-It! Management Software zum Einsatz.
Das im DIY-Modul-Kit verbaute Zählrohr kann sowohl Beta- als auch Gamma-Strahlung erkennen. Bei der Detektion von ionisierender Strahlung im Zählrohr „tickt“ das Modul entsprechend akustisch, wie man es von den gängigen Geiger-Müller Zählern her kennt, und es kommt zu einer Spannungsveränderung am Interrupt-/Signalausgang. Leider ist der Spannungsabfall am Signalausgang des Geiger-Müller Zählrohr DIY-Modul-Kits zu gering, als das es am Eingang eines GPIO am Raspberry Pi als Low-Pegel richtig erkannt werden könnte.
Daher ist eine kleine zusätzliche Schaltung zur Signalaufbereitung erforderlich. Zum Einsatz kommt hier das „schweizer Messer“ der integrierten Schaltungen der NE555. Der NE555 arbeitet in der Betriebsart monostabile Kippstufe und erzeugt bei hinreichender Spannungsdifferenz an dessen Trigger-Eingang einen sauberen Impuls mit definierter Pulsbreite am Ausgang. Ein Schaltbeispiel für den 555 im monostabilen Modus sieht man hier (https://de.wikipedia.org/wiki/…a/File:555_Monostable.svg). Mit den oben aufgelisteten Werten für R und C erzeugt man einen Impuls von ungefähr 1µs. Das ist ausreichend kurz um auch erhöhte Strahlungswerte mit der PiTS-It! Management Software am Raspberry Pi erfassen zu können.
Die Software unterstützt auch andere Hardware wie zum Beispiel das PiGi-Modul oder MightyOhm. Allerdings muss man bei diesen Modulen das Zählrohr dann selbst kalibrieren. Die Zählrohre werden mit einer Spannung von mehr als 400V betrieben, daher ist insgesamt auf einen sorgsamen Umgang sowie entsprechende Vorsicht bei der Kalibrierung zu achten. Das aus China erhältliche Geiger-Müller Zählrohr DIY-Modul-Kit ist hingegen komplett anschlussfertig und bereits kalibriert. Es ist daher besser für Einsteiger geeignet. Hier sieht man den Anschlussplan für dieses Modul an den Raspberry Pi
sowie die Signalaufbereitung per Monostabiler Kippstufe im Detail:
Zunächst wurde das Geiger-Müller Zählrohr DIY-Modul-Kit mehrere Wochen an einem Testsystem (Raspberry Pi 3+) in einer Büroumgebung betrieben und auf "Herz und Nieren" geprüft. Die radioaktive Belastung im Büro wurde zuverlässig gemessen und aufgezeichnet.
Nun ist das GM Zählrohr-Modul in einem eigens gedrucktem Gehäuse im Außenbereich untergebracht und an den PiZeroW angeschlossen, der bereits auch schon die Feinstaubmessung durchführt. Zur Veranschaulichung hier ein erster 3D-Entwurf des Gehäuses für das Zählrohr-Modul:
Hier sieht man den typischen Verlauf der natürlichen Strahlung sowie die Darstellung der gemessenen Radioaktiviät in der WebUI der Software:
Optional bietet die PiTS-It! Management Software auch die Möglichkeit im Rahmen von Citizen Science und Open Data an Plattformen für offene Sensordaten wie openSenseMap teilzunehmen.
So sieht die Darstellung der Messwerte für Radioaktivtät dieses PiTS-Systems als Open Data bei der openSenseMap Plattform aus:
Darüber hinaus bietet das aktuelle Release der PiTS-It! Management Software die Möglichkeit zur optionalen Übertragung der Messwerte an SmartHome Steuerungszentralen wie:
- HomeMatic CCU2 oder RaspberryMatic,
- Gira HomeServer,
- openHAB basierte Systeme.
Vielleicht inspirieren obige Abbildungen hier zum Nachbau oder zur Adaption in eigene Projekte. Macht mit bei Citizen Science und der Digitalisierung mit Raspberry Pi.
VG
TGD