Warum ist denn das alte Zeug noch im Standardsystem?
Ganz einfach deshalb, damit man sich auch ein Debian ohne systemd erstellen kann. Ich persönlich halte das allerdings für eine grandiose Fehlentscheidung ... wie zum Beispiel auch rsyslog beizubehalten, oder ntp, oder sudo, oder die net-tools, oder networking....da gibts noch mehr. Tja, das muss einem aber klar sein, die Revolte der "alteingesessenen" hätte astronomische Ausmasse angenommen, wenn man den ganzen alten Kram -für mich sind das alles Leichen- auf einmal rausgefeuert hätte. Frag Dich mal nach Deiner Stimmung, wenn das alles mit Jessie rausgeflogen wäre....
Und ja, ich gebe zu, systemd ist kompliziert, und es wird oft abgelehnt, weils eben kompliziert ist, weils rigoros alte paradigmen über Board geworfen hat, alte Zöpfe abgeschnitten hat... es erfordert ein komplett neues Denken. Und aufgrund der Tatsache, dass alles parallel ablaufen kann und die frühere wohlige Ordnung strenger Serialität hinter sich gelassen, sind viele Leute einfach überfordert. "Warum muss man alles ändern...?... es war doch alles gut"... Meine Antwort darauf ist "Das bessere ist des guten Feind". Fakt ist, ich habe mit systemd Möglichkeiten, die weit über das total limitierte sysvinit hinweg hinaus gehen.
Unter sysvinit hatte man eine lineare Ordnung, die man recht einfach logisch nachvollziehen konnte. systemd konfrontiert einen hingegen mit einer Komplexität, die nicht so leicht nachvollziehbar ist... man muss sich da intensiv einarbeiten... die Wege verstehen, die Zusammenhänge, die Ziele, das Vorgehen. Erst dann merkt man, wie genial das ist. Der Konzept an sich ist genial, bedauerlicherweise ist es die Umsetzung nicht. Viele Probleme basieren aber leider eben darauf, dass systemd versucht hat oder versuchen musste, die Kompatilbität zu früher zu gewährleisten.... und dabei zu viele alte Leichen mit Zwangsbeatmung am Leben halten musste. Es mussten zu viele Interessen am Alten festhaltender Leute und zu viele alte laufende (wichtige) Systeme beachtet werden. Ich glaube aber, es wird immer besser, es braucht nur noch ein bisschen... so wie jede gute neue Entwicklung.
Und für mich ist ein Fakt, es wird auch in Zukunft weiter noch komplizierter werden... davon bin ich überzeugt... und genau das nennt man Fortschritt. Irgendwann werden KI-Elemente Einzug halten, oder gerätelose Interaktion.... was beides dann die nächste große Eskalationsstufe beinhaltet... denn auch das muss dann eingestellt und in Betrieb genommen werden.
Meiner Meinung nach sind wir die Win95-Generation... und damit kurz vorm Aussterben.... *lol*... wir sind so ein bisschen, wie die Pferdewagen-Kutscher vor 100 Jahren, die sich über die neue Konkurrenz der stinkenden Knatterkisten aufregen.... und nicht verstehen, dass denen die Zukunft gehört... was die Geschichte letztlich bewiesen hat.