Raspberry Pi 3 B+ als mediaplayer

Heute ist Stammtischzeit:
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  • Guten abend,
    ich wollte einen Raspberry Pi 3 B+ in verbindung mit KODI als einen mediaplayer an einem nicht internetfähigem FHD fernseher einsetzen. Ein vollwertiger HTPC ist zu laut und zu überdimensioniert, wie mir scheint!
    Nun kenne ich mich mit solchen sachen überhaupt nicht aus. Kann mir vielleicht jemend dazu einige fragen beantworten...


    1. Kann man bei Kodi die tastatursprache mit einem shortcut ändern? Zb. von deutsch auf kyrillisch (so wie bei windows alt + umschl.) Vorher natürlich die sprachen definieren.
    2. Kann man beim Pi 3 B+ das Wlan komplett ausschalten? So dass überhaupt kein signal gesendet oder empfangen wird.
    3. Wie schaltet man den Pi überhaup ein? Weder auf dem Pi selbst noch auf den erhältlichen gehäusen gibt es einen ein und ausschalter. Über den netzstecker eventuell?
    4. Muss man, um FHD videos über youtube zu schauen, ein aktiv gekühltes gehäuse für den Pi einsetzen oder hällt sich das in gerenzen mit der hitzeentwicklung?
    5. Gibt es andere gute mediaplayer apps, die dem Kodi ähnlich sind?


    Gruss

  • Servus Benutzer_whv_2019 ,

    also Kodi ist auf dem RPi schon die erste Wahl für ein Mediacenter. Es gibt aber mehrere Möglichkeiten, wie es auf dem RPi installiert wird:

    Entweder als Anwendung direkt unter Raspbian (sudo apt-get install kodi). Diese Variante iIst aber eher für Experten gedacht. Oder eine speziell für Kodi ausgelegte Linux-Distribution wie OSMC (mein Favorit), xbian oder LibreELEC.

    Zu Deinen Fragen:

    1. Sprachumstellung im laufenden Betrieb sollte funktionieren, habe ich aber noch nie getestet

    2.WLAN komplett abschalten: In den Konfigdateien (wpa_supplicant) deaktivieren. Ich weiß aber nicht, ob die WLAN-Hardware damit komplett abgeschaltet wird

    3. Ein- und ausschalten des RPi:

    Richtig, der RPi hat keinen Ein-/Ausschalter. Trotzdem reagiert der RPi auf plötzliches Ausschalten ohne vorheriges sauberes Herunterfahren bisweilen allergisch. Es kann passieren, dass der Strom genau während eines Schreibzugriffs auf die SD-Karte weggenommen wird. Dadurch werden die Daten unvollständig/falsch geschrieben und schlimmstenfalls ist das ganze Betriebssystem-Image hinterher beschädigt. Das kann soweit gehen, dass der RPi mit dieser Karte nicht mehr hochfährt!

    Die Distribution LinreELEC sollte gegen plötzliches Ausschalten am besten gehärtet sein, da hier das ganze Filesystem (bis auf /storage) read-only gemountet ist. Dies bringt aber den Nachteil, dass manuelle Erweiterungen nur schwer bis gar nicht ergänzt werden können.

    4. Aktive Kühlung braucht der RPi für die Anzeige von FHD-Videos im Normalfall nicht -- und die aufklebbaren Kühlkörper bringen ohne weitere Maßnahmen eh nichts.

    5. Geschmacksache, aber Kodi wurde durchaus für den Betrieb auf dem RPi angepasst. Es läuft sogar auf einem RPi1 einigermaßen vernünftig: GPU mit annähernd gleicher Leistung, für FHD ausreichend. Die CPU ist etwas behäbiger, was sich in der Reaktionsgeschwindigkeit bei den Menüpunkten zeigt.

  • Guten Tag Schlizbäda,

    vielen dank für die sehr ausführliche antwort!

    2. Das wäre für mich sehr wichtig. Ich möchte die strahlungsbelastung so weit wie möglich reduzieren. Benutze zu hause fast nur kabelverbindungen im netzwerk! Weisst du vielleicht, wie man nachmessen könnte, ob da noch was strahlt oder nicht, nachdem man die wlan verbindung mit einem befehl ausgeschaltet hat?

    3. Wie machen das die anderen benutzer, wie schalten die dan Pi aus? Ich haben auf youtube gesehen, dass man einen an und ausschalter anstecken kann, wie beim pc. Das sind zwei pins die mit dieser funktion belegt sind. Aber dann wird der Pi nicht heruntergefahren, sondern einfach nur "kalt" ausgeschasltet. Das heisst, wenn ich das richtig verstanden haben, gibt es wahrscheinlich bei KODI oder im betribessystem selbt, eine "beenden" schaltfläche?!

    Ich haben mir verschiedenen streamingboxen angeschaut im vergleich zum Pi, aber irgend wie scheinen die alle nur "zusammengeschustert" worden zu sein, für den doppelten oder den dreifachen preis des Pi´s. Deshalb wollte ich es selber bachen. Zumal, die konfigurierbarkeit des Pi´s wesentlich umfangreicher ist.

    Was würdest du zu dieser box sagen?: https://www.reichelt.de/xiaomi-mi-box-…l?&trstct=pol_5


    Da läuft eine android version drauf. Also hat man ein abhörgerät und überwachungsgerät zu hause. Das stört mich bei solchen boxen. Man weiss überhaupt nicht, was die box so alles erfasst nebenbei. Zumal die vernbedienung mit einem integrierten mikrofon versehen ist. An sonsten ist der funktionsumfang für meine zwecke ausreichend.

  • Was würdest du zu dieser box sagen?: https://www.reichelt.de/xiaomi-mi-box-…l?&trstct=pol_5

    Wenn ich es richtig sehe, ist dort nur WLAN für Netzwerkverbindung vorhanden und das wolltest du doch nicht, oder soll das Gerät nicht ins Netzwerk?

    Ein Gehäuse aus Metall für den RPi könnte die Strahlenbelastung reduzieren. Beim RPi 3B soll WLAN und BT auch ausgeschaltet funken. Beim RPi 3B+ ist es vermutlich ebenso, aber das muss jemand bestätigen.

    Mann kann den RPi ausschalten durch: Netzstecker ziehen. Einen Ein-/Ausschalter benutzen. Über die GPIO Pins realisieren (Beispiele gibt es auch hier im Forum. Einfach mal nach suchen).

    Kodi hat einen Menüpunkt zum ausschalten (runter fahren).

  • WLAN:
    Ein RPi2 ist eigentlich nur unwesentlich langsamer als ein RPi3, hat aber keinen WLAN-/Bluetooth-Chip verbaut. D.h. es entsteht definitv keine Strahlung im 2,4GHz-Band und 5GHz-Band, abgesehen vom "normalen" Elektrosmog des RPi.

    Bezüglich des sauberen Herunterfahrens gibt es diverse Möglichkeiten, die, wie daxb sagt, teilweise auch hier im Forum beschrieben werden:

    * USV: S-USV, Pi-USV, Strom-Pi (von letzterem halte ich persönlich nichts)

    * On-Off-Shim (ein Schalter/Taster zum definiteren Herunterfahren)

    * meine Billig-"USV"

    Zu dem verlinkten Produkt:
    Nicht dass es so rüberkommt dass ich dieses Ding gut fände: Ganz und gar nicht, da höchstwahrscheinlich größtenteils proprietär. Aber für 69 Öcken muss man so etwas mit einem RPi erst einmal tutto completti und mit vernünftigem WAF nachbauen! Mit den 35€ für'n RPi alleine ist's noch nicht getan, es kommen noch folgende Sachen hinzu:

    * vernünftiges Netzteil für RPi1-3 oder RPi4.

    * passendes Gehäuse

    * Hifiberry MiniAmp + Lautsprecher (alternativ über HDMI über den Fernseher oder einen HDMI-Audio-Extraktor. Mit dem vierpoligen Klinkenstecker des RPi wirst Du wegen der mangelhaften Audioqualität keine Freude haben!!!)

    * Bei Einbindung einer IR-Fernbedienung ist noch Zusatzhardware an den GPIOs notwendig (z.B. Vishay TSOP31238)

    --> wobei bei Kodi CEC über HDMI möglich ist (ich ging mal wieder von meinem Röhrenfernseher aus :) )

    Wenn es ein reiner Audioplayer werden soll, ist als Software anstelle von Kodi auch die Linux-Distribution volumio eine Alternative!

  • daxb

    stimmt, habe ich übersehen! Der hat tatsächlich keinen netzwerkanschluss. Das kommt davon wenn man bis tief in die nacht im internet unterwegs ist! :)

    Ich werde mir mal noch einige alternativen ansehen. IntelNUC und mini itx boards von AMD. Der Pi schein zu wiel arbeit zu machen, bevor man das gerät einsetzen kann. Zumindest für jemenden, der sich damit noch nicht beschäftigt hat.

    Danke für deine Hilfestellung!

    schlizbäda

    weisst du on der Raspberry Pi 2 full HD videos ruckelfrei abspielen kann? mit 30fps unf mit 60fps? Das wäre tatsächlich dann eine alternative!

    Ich möchte mit dem mediaplayer keine musik abspielen, sondern einfach nur an den fernseher anschließen, um youtube videos abspielen zu lassen. Der ton würde ebenfalls über HDMI, also über den fernseher abgespielt werden. Der Pi liefert doch den sound pber HDMI mit an den fernseher?

    Bezüglich der kosten, die beim Pi system anfallen würden, das ist nicht viel. Zumal Reichelt nur 7 km entfernt ist. Die versandkosten würden schon mal entfallen. :)


    Danke für deine Hilfestellung!

    Ich werde mir jetzt noch ein paar gedanken zu dem machen, was ihr geschrieben habt. Alle für und gegen abwiegen und dann zwischen Pi und mini ITX lösung entscheiden.

    Gruss!

  • Den RPi2B gibt es (derzeit?) zumindest bei reichelt nicht. Der RPi2B in Revision v1.2 hat aber die gleichen Videokapazitäten wie der RPi3B+, da auf beiden Varianten der Broadcom BCM2837 mit folgenden GPU-Daten zum Einsatz kommt: Broadcom VideoCore IV, OpenGL-ES 1.1/2.0, Full HD 1080p30, Takt 300/400MHz (siehe Wikipedia).

    Der Unterschied zwischen RPi3B+ und RPI2B (rev. 1.2) liegt in der etwas geringeren Taktung der ARM-CPU (900MHz vs. 1400MHz) sowie in fehlender Hardware-Peripherie (z.B. dem angesprochenen WLAN-/BT-Chips)

    Ich habe den Videoausgang bisher bezüglich Auflösung mit dem freien Video Big Buck Bunny 1080p24 getestet und das läuft selbst auf dem RPi1 ruckelfrei. Bis 30fps sollte es laut Spezifikation problemlos laufen. Bei 60fps kenne ich die Auswirkungen nicht. Aber da hast Du am RPi3B+ das gleiche Problem. Oder gleich auf einen RPi4B gehen, der kann 4K-Videos mit bis zu 60fps.

    Die Audiowiedergabe vom RPi über HDMI ist lupenrein, da digital. Wie gut das Resultat an Deinem Fernseher ist, hängt daher nur von dessen Audioqualitäten ab, die Du ja bereits kennst.


    Was ich an Deiner Stelle für schnelles Durchstarten kaufen und tun würde:

    * Einen RPi 2B (oder alternativ gleich einen RPi 4B) anschaffen

    * Das passende Gehäuse (am besten das Original von der Foundation, entweder für RPi 1,2,3B oder für RPi 4B)

    * Original-Netzteil von der Foundation, ebenfalls unterschiedlich für RPi 1,2,3B bzw. RPi 4B.

    * Passendes HDMI-Kabel (beim RPi 4B brauchst Du ein (bzw. zwei) Micro-HDMI-Kabel!)

    * USB-Tastatur und USB-Maus hast Du wahrscheinlich eh schon zu Hause

    * schnelle SDHC-Karte (Class 10 oder höher) mit mind. 8GB und max. 32GB

    * evtl. einen USB-SD-Cardreader für den PC, falls nicht schon eingebaut/vorhanden

    Am besten gleich ein paar SD-Karten mehr anschaffen, um mehrere Versuche mit unterschiedlichen Images/Konfigurationen (OSMC, LibreELEC, Raspbian) parallel fahren zu können. Dies ist allerdings nicht zwingend erforderlich.

    EDIT: Stichwort YouTube:

    Bei Kodi brauchst Du für YouTube ein Addon, das (mittlerweile) relativ gut funktioniert (erst gestern auf meinem RPi3B-Mediacenter ausprobiert). Allerdings ist das Look+Feel nicht wie am Browser, sondern es handelt sich um Textlisten (z.B. bei den Ergebnissen der Videosuche). Ist aber in meinen Augen nicht schlimm.

    Wenn Du jedoch den Browser (Chromium) zur Videowiedergabe verwenden solltest, dann hast Du am RPi <= 3B+ bisweilen ein deutliches Ruckeln und mitunter andere Wiedergabeprobleme.

  • da würde ich auf weitere Erfahrungen bezüglich der Temperaturproblematik warten.

    Da gebe ich Dir allerdings unumwunden recht, da habe ich vorhin beim Verfassen nicht drangedacht. Gegebenenfalls einen RPi 4 zunächst im Gehäuse ohne Deckel betreiben... Geht zur Not auch ganz ohne Gehäuse, dann ist es aber eher etwas für den Bastelkeller und mit 0% WAF :)

    Beim von Benutzer_whv_2019 angedachten RPi 2B ist aber das verlinkte Gehäuse auch verschlossen unproblematisch.

  • Guten abend Schlizbäda!

    Vielen dank noch einmal für deine äusserst ausführliche antwort! Ich habe jetzt alle für und gegen abgewogen und habe mich vorerst für einen PC als lösung entschieden. Ob mit win 10 oder Linux steht noch nicht fest, aber es wird definitiv ein microATX oder miniITX board sein mit einem kleinen AMD prozessor. Dennoch waren die informationen hier im forum sehr hilfreich und ich haben viel dazugelernt. Eventuell wird bei einem anderen fernseher später, ein Raspberry Pi eingesetzt.

    @ Kle auch an dich, danke!

    Gruss

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