Inspizientenanlage mit Raspberry Pi

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  • Schönen guten Tag,

    für eine Theater, an dem ich arbeite, würde ich gern eine kompakte und mobile Inspizientenanlage für unterwegs mit Raspberry Pi´s bauen. Dafür könnte ich eure Hilfe brauchen.

    Da wahrscheinlich die wenigsten hier am Theater arbeiten, eine kurze Erklärung was eine Inspizientenanlage ist: der Inspizient ist am Theater der Mensch, der die Einsätze für die Licht-, Ton-, und Bühnentechnik gibt (und wer sonst noch Einsätze braucht). Das passiert meistens über Lichtzeichen. Das läuft beispielsweise so ab: Der Beleuchter am Lichtpult hat in Sichtweite eine kleine Leuchte, die vom Inspizienten an- und ausgeschalten werden kann. Wenn nun der Inspizient das Lichtzeichen anschaltet, bedeutet das für den Beleuchter "Achtung", wenn die Lampe ausgeht heißt es "go" für die nächste Lichtstimmung.

    Die Umsetzung dieses Projekts stelle ich mir bis jetzt so vor: ich würde gern die GPIO mehrerer Pi Zero über WLAN auf einem zentralen virtuellen Panel (Webseite oder kleine Software auf einem Tablet oder einem weiteren Pi) ansteuern können. Es sollte im Idealfall an jedem Pi Zero ein Lichtzeichen hängen und der Inspizient sollte durch einen einfachen Druck auf einen Button das Lichtzeichen an- und ausschalten können.


    Mein Problem ist gerade, dass ich ähnliche Projekte mit nur einem Pi gefunden habe, an dem dann jeweils mehrere GPIO-Outs angesteuert werden. Gibt es vergleichbare Projekte mit mehreren Pi´s und jeweils nur einem angesteuerten Ausgang bzw. habt ihr Ideen, wie man sowas umsetzen kann?

    Würde mich sehr über hilfreiche Anregungen freuen. :wink:

    Viele Grüße.

  • dass ich ähnliche Projekte mit nur einem Pi gefunden habe

    Zeige bitte den Link.

    Auf die Schnelle fällt mir dazu MQTT mit Mosquitto und nodered ein.

    PI Zero und WLAN ja ... vielleicht ... schwierig. Denn du hast Zuschauer, die dir das WLAN stören. Besser wäre eine Ethernet-Leitung. Beim Empfänger ist doch sowieso schon mindestens eine Stromleitung.

    Welche Hardware möchtest du zum Senden verwenden? Muss der Inspizient herumlaufen können? Dann würde sich ein Tablett eignen. Wenn auch der Inspizient stationär ist reicht ein beliebiger Rechner mit Ethernet.

    Glaube ersetzt kein Wissen

  • Danke für die schnellen Tipps, Node-RED klingt schon mal ganz gut. Werde mich mal mit diesen Sachen auseinandersetzen.

    https://itler.net/raspberry-pi-r…ten-ausschalten

    Das ist z.B. eine relativ simple Möglichkeit, aber eben "falsch herum".

    Auf Kabel möchte ich eben nach Möglichkeit verzichten, denn es ist bei manchen Bühnenbildern schon schwierig genug, überhaupt Kabel vernünftig zu verlegen. Außerdem, würde ich gern eine Lösung anbieten, die im Normalfall auch technisch unbegabtere Kollegen einfach einrichten können. Also am besten: Lichtzeichen verteilen, PC oder Tablet hochfahren und loslegen. Und es wäre gut wenn alles in einem Koffer untergebracht werden kann, also vorzugsweise Tablet.

  • PC oder Tablet hochfahren und loslegen.

    Hmmm, Dann würde ich sagen nimm einen RPi (Zero), ein Display, ein Gehäuse in das das Display passt, einen Akku und etwas Hirnschmalz.

    Reicht es wenn auf einem Mini-Display es "rappelt und zappelt"? Ganzer Bildschirm 2x im Wechsel Blau - Gelb - Blau - Gelb mit Text, welche Aktion kommen soll, dann Rot für Ausführung und 2 Sekunden später dunkel?

    Welche Entfernungen brauchst du? Repeater?

    Über welche Zeiten reden wird hier?

    - Betriebsdauer -> Größe vom Akku

    - Latenzen -> Dauer vom Wegschicken bis zum Empfang

    Wird ein Rückkanal benötigt?

    Wäre neben WLAN auch 433/868MHz möglich?

    Ist ein Notfallsystem notwendig, Das Programm bzw. der Programmablauf wird fest vorgegeben? Die Zeit zwischen Auftritt A bis Abtritt B wird vorher ermittelt und hinterlegt, damit der Mitarbeiter im Fehlerfall ungefähr weis, was wann kommt?

    Welches Budget steht zur Verfügung? Ja ich weiss, Geld ist immer knapp, insbesonders bei den Künsten.

    2,2" Display mit Gehäuse

    3,5" Display mit Gehäuse

    4" Display

    edit: Von der Technik her geht es auch noch kleiner mit ATmega/ESP32. Die dann LED ansteuern. Seeehr stromsparend!

    Glaube ersetzt kein Wissen

    Einmal editiert, zuletzt von bombom (3. November 2019 um 18:23)

  • Reicht es wenn auf einem Mini-Display es "rappelt und zappelt"? Ganzer Bildschirm 2x im Wechsel Blau - Gelb - Blau - Gelb mit Text, welche Aktion kommen soll, dann Rot für Ausführung und 2 Sekunden später dunkel?

    Das ist im Prinzip eine sehr schöne Idee mit dem Text. Das wäre dann schon die Deluxe-Ausführung. Ich kenne ein ähnliches System auch von einem anderen Theater, aber bei uns reicht in der Regel die Low-Tech-Variante. Den einen oder anderen Inspizienten könnte das bei manchen Stücken schon überfordern, wenn er/sie auch noch aufpassen muss, dass der richtige Cue extra noch über einen zusätzlichen Bildschirm rausgegeben wird. Die haben meistens sowieso schon ein riesiges Pult mit zig Knöpfen und mehreren Bildschirmen vor der Nase.
    Wenn dann müsste man das ganze System auf eine solche Variante umstellen und dann wird es ein riesiger Aufwand und eine enorme Fehlerquelle.

    Aber den Bildschirm auf einem Pi als Lichtzeichen zu nutzen, könnte schon wieder ziemlich gut passen.

    Welche Entfernungen brauchst du? Repeater?

    Über welche Zeiten reden wird hier?

    - Betriebsdauer -> Größe vom Akku

    - Latenzen -> Dauer vom Wegschicken bis zum Empfang

    Entfernungen bis 15m sind in der Regel das Maximum bei uns. Andererseits hat man aber eigentlich immer die Möglichkeit, den Router relativ zentral unterzubringen. Ein Repeater wird da nicht nötig sein.
    Was die Betriebsdauer angeht: ein Stück ist höchstens 3 Stunden lang, da reicht eine vernünftige Powerbank wahrscheinlich locker. Sonst gibt es aber auch auf vielen Bühnen so viele Steckdosen ringsherum, dass man notfalls auch mal ein Gerät irgendwo anstecken kann.
    Kleine Latenzen (auch im Bereich von ein paar Sekunden) kann der Inspizient mit einberechnen.

    Wird ein Rückkanal benötigt?

    Für die Variante mit dem farbigen Bildschirm wäre es gut, wenn der Inspizient auch Rückmeldung über den Status des Lichtzeichens bekommt, aber da braucht es vielleicht nicht unbedingt einen Rückkanal, sondern bloß eine Anzeige mit der entsprechenden Farbe auf dem Bildschirm vom Inspizienten.

    Wäre neben WLAN auch 433/868MHz möglich?

    Hab ich auch schon überlegt und gleich wieder verworfen, denn bei uns wird soviel gefunkt, das ist zu unsicher. Da sehe ich die Gefahr, dass Zuschauer oder andere Netze dazwischenfunken deutlich geringer.

    Ist ein Notfallsystem notwendig, Das Programm bzw. der Programmablauf wird fest vorgegeben? Die Zeit zwischen Auftritt A bis Abtritt B wird vorher ermittelt und hinterlegt, damit der Mitarbeiter im Fehlerfall ungefähr weis, was wann kommt?

    Wäre dann für die Deluxe-Version interessant. ;)

    Welches Budget steht zur Verfügung? Ja ich weiss, Geld ist immer knapp, insbesonders bei den Künsten.

    Das wäre gar nicht mal das große Problem, wenn ich die Leitung von den Vorteilen überzeugen kann.

    Einmal editiert, zuletzt von ernstschmidt (3. November 2019 um 21:22)

  • Den einen oder anderen Inspizienten könnte das bei manchen Stücken schon überfordern, wenn er/sie auch noch aufpassen muss, dass der richtige Cue extra noch über einen zusätzlichen Bildschirm rausgegeben wird.

    Es könnte sein, dass ich dich etwas falsch verstanden habe oder unscharf ausgedrückt.

    Es gibt zwei verschiedene Leute. Zum einen gibt es den Inspizienten, der hat ein riesiges Pult und ist an seinem Platz mehr oder weniger gebunden. Auf der anderen Seite gibt es die Beleuchter, Kulissenschieber usw. die sich frei bewegen müssen?

    Für den Inspizienten wäre ein grosses Display wichtig, denn dann könnte er sehen wann er welche Kommandos abgebe muss. Auf dem Display könnte eine Ereignisreihenfolge stehen (Farbe für verschiedene Technik, Licht, Kulissen usw) die abgearbeitet wird. Links das Ereignis und rechts die verbleibende Zeit zum geplantem Zeitpunkt. Und ja das ist im Vorfeld einiges an Zeiten und Abläufen zu ermitteln, eventuell während der Proben.

    Für die Mitarbeiter können auch kleine Einheiten auf Basis eines ESP32 mit 3D-Druck-Gehäuse gebaut werden oder mit Display. Je nach dem wie widerstandsfähig die Empfänger sein müssen. Ich denke, wenn der Mitarbeiter die Hände voll hat, wird er den Empfänger einstecken. Sinnvoll wäre hier, ein Vibrationsalarm und zwei drei LED, die die nächste Aktion anzeigen.

    Dann kommt noch die Logistik hinzu, wo werden die Empfänger aufbewahrt und geladen. Wenn das Gehäuse selbst erstellt wird, kannst du mit Farbe bzw. Farbkombinationen arbeiten, die den verschiedenen Funktionen zugeordnet sind.

    Die Technik hinter allem ist für die Planung nicht sooo wichtig. Frag deine Mitarbeiter, was sie von einem neuen System erwarten und versuche die Wünsche umzusetzen. Es könnte sein, dass einer gerne einen Vibrationsalarm am Oberarm hat. Denn dann hat er beide Hände frei. Schau dich um, wie Signalisierung im Alltag funktioniert, z.B. beim Handy wenn eine WhatsApp kommt.

    Sprich mit dem Inspizienten, welche Erleichterung eine vorher geplante Reihenfolge sein könnte. Was muss er am Stellpult machen? Kann das Knopfdrücken über Touch-Eingaben erfolgen. Eventuell ein Touch-Screen ins Stellpult integrieren.

    Noch etwas, frage frühzeitig deine Mitarbeiter und mach ihnen dabei auch klar, dass nicht alles realisiert werden kann. Wenn etwas nicht durchführbar ist, musst du das auch überzeugend erklären können. Z.B. Display, Summer, Vibration und LED in einem Empfänger, dann wird das Gehäuse zu gross und unhandlich.

    Glaube ersetzt kein Wissen

  • Es könnte sein, dass ich dich etwas falsch verstanden habe

    Der Inspizient hat vor sich ein Textbuch liegen in dem die ganzen Zeichen notiert sind, die er geben muss. Wenn er jetzt noch darauf achten muss, dass der richtige Text auf einem Bildschirm angezeigt wird, könnte der eine oder die andere da schon die Lust verlieren, ein solches System zu nutzen. Ich will das ganze schon möglichst einfach und attraktiv gestalten. Ein Display mit farbigen Buttons ist kein Problem. Das wäre schon die richtige Richtung. Ein solches System zu erweitern und evtl. sogar ganz auf digital (inkl. Textbuch) umzusteigen, kann man dann immer noch in der Zukunft umsetzen.

    Es gibt zwei verschiedene Leute. Zum einen gibt es den Inspizienten, der hat ein riesiges Pult und ist an seinem Platz mehr oder weniger gebunden. Auf der anderen Seite gibt es die Beleuchter, Kulissenschieber usw. die sich frei bewegen müssen?

    Das ist halbwegs korrekt. Auch für den Inspizienten wäre es im Prinzip gut, wenn er mobil wäre, denn manchmal haben die durch die Kulisse kaum eine Chance auf die Bühne zu sehen und sind auf eine oder zwei Kameras und ihren Bildschirm angewiesen.
    Die notwendige Mobilität der anderen MA ist besonders davon abhängig, ob sie z.B. permanent mit auf der Bühne sein müssen. Wenn "nur" irgendwelche bühnentechnischen Einrichtungen von der Seite bedient werden müssen oder die Kollegen ein "go" brauchen um auf die Bühne zu gehen und etwas umzubauen, dann reicht es normalerweise, feste Lichtzeichen an bestimmten Stellen auf der Seitenbühne zu installieren.

    Vibrationsalarm am Oberarm

    ...auch eine Idee.

    Auf dem Display könnte eine Ereignisreihenfolge stehen (Farbe für verschiedene Technik, Licht, Kulissen usw) die abgearbeitet wird.

    +

    welche Erleichterung eine vorher geplante Reihenfolge sein könnte.

    siehe oben. Natürlich kann man das alles digitalisieren, aber dann nimmt das eben schon eine ganz andere Größenordnung an...

    Dieser Gedankenaustausch hat mir schon ein ganzes Stück weitergeholfen. Jetzt habe ich schon mehrere Richtungen in denen ich suchen kann. Danke dafür. Mir wird aber gerade auch klar, welches Potenzial das hat. Wenn man das so groß aufziehen wollte, braucht man dann aber auch jemanden, der sich darum ständig kümmert und bestenfalls 24/7 erreichbar ist, falls mal was nicht funktioniert. Ein vollständig digitales System ist eine schöne Sache, hat aber auch seine Tücken. Man ist mobil und flexibel, aber man braucht auch wieder Fachleute dafür.

  • Tut mir leid, ich kann mir zwar ungefähr vorstellen was da los ist, aber ob das auch richtig ist ...

    Mir ist schon klar, dass das was ich geschrieben habe nicht einfach und klein ist. Es sollte dir nur zeigen, auf was du bei der Auswahl der Technik achten solltest. Und ja, fang klein an. Eventuell ersetzt du am Anfang nur die Anbindung eines Knopfes/einer Kopfreihe mit einem RPi/Arduino und lässt dessen Signale an einen neuen Empfänger senden. Für den Inspizient würde sich nichts ändern.

    Ich würde den Inspizient/die Inspizienten einzel oder in der Gruppe fragen, welche Weiterentwicklung ihres Pultes sie möchten. Ich kann mir gut vorstellen, dass mancher sagt "neumodisches Zeug brauch ich nicht, ich behalte mein Buch". Ist gut, dann wird nur die Technik unterhalb geändert. Andere könnten aufgeschlossener sein und die Unterstützung akzeptieren.

    Wenn es ein Erfolg sein soll, mirgriere langsam und mach das auch nach Oben klar. Es ist besser nicht einfach alte Zöpfe abzuschneiden, sondern das Bestehende aufzuwerten. Mach allen klar, dass es am Anfang zu Problemen kommen wird und du deswegen gern zweigleisig (bestehendes Alte mit neuer Ergänzung) arbeiten würdest, bis die Komponenten ausgereift sind. Es ist ja nicht nur die Technik/Software, sondern auch so Sachen wie Haptik, Abnutzung, Bruchbeanspruchung, Verschleiss und und und

    Entfernungen bis 15m

    Da kannst du fast jede Funktechnik verwenden.

    Nimm einen RPi am Inspizient-Pult inklusive Gehäuse, SD-Karte und Netzteil (RPi Hutschiene oder Starter Set) 70-80 Eur und für den Empfänger einen ESP32, Akku 18650 und Vibrationsmotor (40Eur). Gehäuse mit 3D-Druck erstellen (??Eur). Dann greifst du elektrisch das Signal eines bestimmten Kopfs ab (Betriebselektriker fragen?) und überträgst das Signal zum Empfänger.

    der sich darum ständig kümmert

    Tja, Pech gehabt. ;)

    Glaube ersetzt kein Wissen

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