Raspberry als zweite Stimme

Heute ist Stammtischzeit:
Jeden Donnerstag 20:30 Uhr hier im Chat.
Wer Lust hat, kann sich gerne beteiligen. ;)
  • Hallo zusammen,

    ich bin relativ neu in der Raspberry-Welt und bin auf der Suche nach Hilfe zu einem Projekt.

    Hintergrund: Mein Stiefvater ist vor zwei Jahren an Lungenkrebs erkrankt und hat dadurch seine Stimme verloren (Kehlkopf wurde entfernt). Ein Stimmgerät ist leider nicht wirklich praktikabel, weil seine Haut am Hals größtenteils "ersetzt" werden musste. Einsetzung einer Stimmprothese ist leider aufgrund der zu heftigen Vernarbung nicht möglich. Aktuell nutzt er Zettel, Stift und eine "Hupe" um sich verständigen zu können. Da er früher relativ viel am PC gearbeitet hat, kam mir die Idee einer Text-To-Speech App oder ähnlichem. Leider sind alle gängigen Android-Apps zu kompliziert oder es scheitert am kleinen Display bzw. der Eingabe (Touchscreen) auf Handy/Tablet. (Er ist 70, sieht nicht mehr so wahnsinnig gut und Smartphones sind eh nicht so seine Welt)

    Was er allerdings schon immer genutzt hat, ist sein PC und die dazugehörige Tastatur. Die kennt er und er kann einigermaßen schnell auf ihr schreiben.

    Deshalb habe ich ihm eine Logitech K380 Tastatur besorgt um diese mit dem Tablet und der App "Meine zweite Stimme" zu verbinden. Dies funktioniert leider nur so einigermaßen weil er das Tablet starten und die Tastatur extra transportieren muss. Dazu das wichtigste: Er kann eingegebene Sätze nicht einfach per Betätigung der Enter-Taste abschicken. (Zumindest habe ich auf die schnelle nichts gefunden). Er muss den Bestätigungsbutton auf dem Tablet drücken.

    Nun überlege ich unter die Tastatur einen Raspberry, eine Bluetooth-Box und einen Akku (für den Raspberry) zu setzen. Auf/an den Raspberry ein kleines Display-Modul damit er sehen kann was er eintippt. Es wäre quasi dann eine Zweite-Stimme-To-Go. Er könnte sie mit an den Kaffeetisch bringen und sich aktiv an Unterhaltungen beteiligen. Naja zumindest aktiver als bisher :)

    Aktuell hadere ich allerdings etwas damit wild irgendwelche Hardware zu bestellen und würde mich freuen über etwas Feedback von Raspberry-Veteranen hier im Forum. Vielleicht gibt es ja auch ganz andere Denkansätze. :conf:

    Vielen Dank für jeden Beitrag zum Thema. <3 :danke_ATDE:

  • Nur so als Idee: Es gibt z.B. auf raspberrypi.org und auch hier oder in den entsprechenden Facebook-Gruppen fertige oder selbst gebaute "Notebooks" für den Raspi 3 und 4, mal im selbst umgebauten "Schminkkoffer" mal im Notebookgehäuse.

    Was wäre denn mit einem Netbook? Damit hätte er seinen "PC", einen Akku und Lautsprecher, das Ganze schön kompakt in einem Gehäuse. Der muss ja nicht ganz neu und topktuell in der Ausstattung sein. Das kommt dann auch nicht viel teurer als ein Selbstbau mit Pi und allem Drum und Dran.

    Spoiler anzeigen

    Pi4 V1.1, 4 GB, USB3-Hub, 250 GB SSD, Bullseye 64, Mate-Desktop, SD-Card Extender (ruht)
    Pi3b Pihole (Buster)
    Pi3b, 128-GB-SSD, Buster, mit 10,1" Monitor als MM (ohne Spiegel ;) )
    orangepi zero, ohne Beschäftigung
    Pi 5 4 GB im GeekPi-Gehäuse mit externer SSD (Bookworm)


    Warnung: Raspi und Co. machen süchtig! :)

  • Mit dem Programm "espeak-ng-espeak" und den "mbrola"-Sprachmodulen kann man den PI zu sprechen bringen.

    Die Qualität ist, wenn man die Mbrola-Stmmen nimmt, überraschen gut.

    Nun würdest du nur ein Programm benötigen, in das dein Schwiegervater den Text eingeben kann, um ihn dann mit "Enter" abzuschicken.

    Ich habe hier beschrieben, wie ich das Programm installiert habe.

    aplay meldet "aplay: set_params:1345: Kanalanzahl nicht unterstützt"

    Hinzu kommt, dass ich die Sound-Ausgabe auf auf die angeschlossenen USB-Lautsprecher umgeleitet habe.

    Bei "espeak-ng-espeak" gibt es sehr viel weniger 'Fehlerausgaben', die man normalerweise nach /dev/null wegdrücken kann.

    Weitere Arbeiten (als Benutzer root, also nach 'sudo su -')

    Audio-Device ermittel:

    Code
    cat /proc/asound/modules
    0 snd_bcm2835
    1 snd_usb_audio


    Audiodevice auf Position '0' schieben:

    Code
    vi /etc/modprobe.d/alsa-base.conf
    options snd_usb_audio index=0
    options snd_bcm2835 index=1
    options snd slots=snd-usb-audio,snd-bcm2835

    Neustart, jetzt kannst du mittels "cat /proc/asound/modules" sehen, dass "usb_audio" auf dem Index '0' steht.

    In dem Verzeichnis, in dem die mbrola-Datei liegt (siehe in meinem verlinkten Beitrag), das Programm als root mittels

    Code
    dpkg -i mbrola.deb

    installieren.

    Die fehlenden mbrola-Sprachen nachinstallieren:

    Code
    apt update
    apt install mbrola-d*


    Sprachausgabe (beliebiger Benutzer):

    Code
    /usr/bin/espeak -a 30 -v mb-de5 -s 20 "Hallo Computer" --stdout|/usr/bin/aplay 2> /dev/null

    -a: Lautstärke

    -v: Sprache, hier mbrola deutsch, Sprache 5

    -s: Geschwindigkeit


    Wenn man nun ein Programm schreibt, dass den Teil "Hallo Computer" füllt, kommt ein recht gut verständlicher Text aus dem Lautsprecher

    Computer ..... grrrrrr

  • Intel hat vor 5 Jahren die Sprach-Software für Stephen Hawking öffentlich zugänglich gemacht

    Deutsch wird noch nicht direkt unterstützt, aber man kann das Programm wohl um neue Sprachen erweitern.

    Ich weiß nicht, wie schnell dein Stiefvater tippen kann, doch von dem was man so von Hawkings System sieht, scheint es eine Autovervollständigung zu geben, die eine rege Unterhaltung erleichtern wird.

    Kelvin

  • Wow, vielen Dank für die vielen tollen und aufmerksamen Tipps. Super Community hier!

    Den RaspberryPI 400 hatte ich auch schon gesehen aber vorerst aus Kostengründen ausgeklammert. Ein Netbook wäre eine Alternative zu der unten beschriebenen Idee aber bei der gewollten Größe fallen die Tasten kleiner aus als bei der Logitech K380. Eine weitere Idee wäre ein "Senioren-Notebook" (https://www.ordissimo.com/de/) mit extra deutlich beschrifteten Tasten usw. lasse ich aber aus Kostengründen auch erstmal als Alternative stehen.


    Ich habe mich nun entschlossen, dass Projekt mit folgender Hardware anzugehen:

    Raspberry Pi Zero WH

    7,0" IPS Display für Raspberry Pi mit DPI Interface

    Logitech K380

    externer USB Mini Lautsprecher (Mit Soundkarte)

    *Zusätzlich noch ein paar Adapter und eine Akkubank zur mobilen Versorgung des Raspberrys

    *und das was sicherlich noch fehlt oder nicht Bedacht wurde... (noob)

    Softwaretechnisch versuche ich es wie von Rasp-Berlin geschrieben mit espeak-ng-espeak.

    Das ganze wäre dann eine mobile Tastatur (Batteriebetrieben) mit Tonausgabe.

    Sollte dabei etwas brauchbares rauskommen melde ich mich gerne zurück mit einem kleinen Bericht. Vielen Dank soweit :)

    Einmal editiert, zuletzt von Bombadil (15. November 2020 um 20:16)

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