Hallo,
gestern habe ich das Kollegium der Grundschule, an der ich arbeite, dazu gebracht, den PC-Raum mit Raspis auszustatten! Es hat in den letzten Wochen ein bisschen Überzeugungsarbeit gekostet, aber nun sind alle 9 Frauen dafür. Hier werde und möchte ich in den nächsten Tagen und Wochen einige Grundüberlegungen und den Projektfortschritt dokumentieren. Das Ziel ist im PC-Raum ein kleines Schulnetzwerk für die Kinder aufzubauen - nicht für die Verwaltung, die auf Windosen angewiesen ist.
Warum schreibe ich das alles auf?
Nun, möglicherweise gibt es hier auch Lehrer, die überlegen, ein kleines Raspi-Schulnetzwerk einzurichten. Vielleicht ist diesen Kollegen meine Anleitung eine erste Orientierungshilfe.
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Inhaltsverzeichnis
1. Vorüberlegungen und Rahmenbedingungen
2. Hürden
3. Vorhandene Hardware
4. Ziele
5. Software
6. Noch zu erledigen
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1. Vorüberlegungen und Rahmenbedingungen
Die Grundschule, von der ich spreche, hat pro Jahrgang zwei Klassen. Insgesamt sind es etwa 170 Kinder von Klasse 1-4. Als ich vor gut 10 Jahren in der Schule anfing, gab es dort einen PC-Raum, der auch bis heute allen Schülern dient. Für das Kalenderjahr 2015 habe ich für diesen Raum 1500 Euro vom Schulbudget beantragt, das mir also zur Verfügung steht.
Das 1. Problem von Schulen ist, dass für die Wartung aller technischer Endgeräte kaum oder keine externe Hilfe bereit steht. Eine solide und in Schuss gehaltene Ausstattung ist IMMER abhängig von einem oder einigen sehr wenigen interessierten Kolleginnen oder Kollegen. Dafür kann man auf Antrag eine Schulstunde pro Woche als Unterrichtsermäßigung erhalten oder sich pauschal etwa 450 Euro jährlich auszahlen lassen. Wofür auch immer man sich entscheidet: Weder die erste, noch die zweite Variante entschädigt angemessen den Aufwand, den man im Laufe des Jahres für den PC-Raum und alle anderen technischen Geräte einzuplanen hat.
Für die Planung des Raspi-Netzwerkes bedeutet das: Das Netzwerk muss im Hinblick auf die Wartung so einfach, wie möglich gehalten werden! Denn einer der Gründe für das Raspi-Netzwerk ist für mich auch die - hoffentlich eintretende - Zeitersparnis bei der Wartung.
Das 2. Problem in Schulen, das mich lange hat zögern lassen, ist die Tatsache, dass die meiste "Lernsoftware" für Kinder nicht auf Linux läuft. Klar, es gibt die Möglichkeit WINE oder virtuelle Maschinen (Virtualbox, VMWare, etc.) einzurichten, aber in Kombination mit einem ARM-Prozessor ist das ein aussichtsloses Unterfangen. Nebenbei bemerkt halte ich von sogenannter "Lernsoftware" in den meisten Fällen übrigens gar nix, da die Alternative draußen mit anderen Kindern zu spielen, 100x wertvoller ist. Da auf der bestehenden Hardware im Computerraum einige windowsspezifische Software installiert ist, konnte ich also nicht iin einer Nacht- und Nebelaktion einfach alle alten PCs gegen neue Raspis austauschen, sonst wäre ich wohl gesteinigt worden!
Für die Planung des Raspi-Netzwerkes bedeutet das: Ich muss Überzeugungsarbeit leisten.
Kurz zu mir: Ich arbeite seit dem Jahr 2000, bis auf zwei oder drei Jahren, in denen ich schulbedingt mit Windows7 fremd ging, privat ausschließlich mit Linux. Angefangen habe ich mit Mandrakelinux, Mandriva, später dann Debian, Ubuntu, Mint und schließlich bin ich wieder bei Debian gelandet. Ein Anfänger bin ich in Linuxfragen also nicht, als ich mir die Frage stellte, ob ich mir ein Raspinetzwerk antun möchte. Aber: In Sachen "Netzwerk" bin ich durchaus noch Anfänger, weshalb die Idee für ein Raspischulnetz wirklich erst lange reifen musste!
2. Hürden
Als das Raspi2 veröffentlicht wurde, kaufte ich mir zwei Stück, um auszutesten, ob ich im ganz Kleinen überhaupt in der Lage wäre, ein Mininetzwerk bestehend aus Raspi-Fileserver und Client einzurichten und wie hoch der Zeitaufwand ist. Es ging doch alles erstaunlich zügig und meine Zweifel waren unbegründet. Viel schwerer würde es nun sein, die Kolleginnen zu überzeugen, auf manch geliebte Software im PC-Raum zu verzichten. Hier musste ich über mehrere Wochen durchaus strategisch vorgehen: Ich fragte zunächst jede Einzelne, ob und wie sie mit den Kindern den PC-Raum nutzt. Als ich das wusste, konnte ich gezielt nachdenken, wie ich die Kolleginnen für das Raspinetzwerk überzeugen könnte. Sehr entgegen kam mir, dass die meisten Kolleginnen doch nur noch die sogenannte "Lernwerkstatt-Software nutzen. Das machte mir die weitere Arbeit leichter. Schnell stellte ich aber leider fest, dass die Lernwerkstatt, die wir nur in einer Windos-Version haben, auch nicht mit Hilfe von WINE gestartet werden kann. Gut, ich habe WINE zuvor noch nie genutzt. Eine wirklich argumentativ überzeugende Begründung für die Raspis fiel mir hier nicht ein. Denn auf die "Lern"werkstatt zu verzichten, dass wollten die befragten Kolleginnen nicht. Irgendwann kam mir aber diese Idee:
Zitat
Im PC-Raum verbleiben 4-6 (ungepatchte) Windosen, auf denen dann die "Lern"werkstatt und ggfs. andere Software genutzt werden kann. Da der PC-Raum so gut wie gar nicht von einer ganzen Klasse gleichzeitig genutzt wird, reichen ein paar alte Windosen aus.
Welchen Vorteil hätten die Kolleginnen nun von den Raspis? Ich führte das Argument an, dass man damit auf einem Server (Raspi-Fileserver mit SAMBA) zugreifen könne, so dass ein Kind nicht mehr denselben Computer benutzen müsse, wenn es am nächsten Tag an einem Text weiterschreibt. Dass das auch mit Windos gegngen wäre, ist klar, aber meine Versuche zeigten sehr träge Zugriffszeiten. Außerdem half bei der Entscheidungsfindung weiter, dass an den Raspis all diese mehr oder minder blöden Flashgames, die bei Kindern so beliebt sind, technisch nicht funktionieren werden. Wenn also mal ein Kind ohne Lehrer im PC-Raum, kann es auf den Raspis nicht mehr spielen. Somit wäre damit ein gewisser "Spielschutz" eingerichtet. Darüber zeigte sich manch eine Kollegin erfreut.
Die eigentliche Hürde mit den Kolleginnen war nun folgende: Gelingt es mir, alle davon zu überzeugen, dass auf neuen Computern im PC-Raum nur noch geschrieben und im Internet gesurft werden soll? Das kann der neue Raspi2 in der Regel mühelos, aber Windowssoftware läuft darauf nicht und wird auch nicht laufen. Zudem ist es aus Sicht der PC-Wartung erheblich leichter, darauf zu verzichten! Meine Argumentationslinie war hier immer wieder:
Zitat
"Lasst uns mal auf das Wesentliche beschränken! In den Rahmenplänen steht auch nur 'Informationen sammeln' und den PC 'als Schreibinstrument' nutzen!"
Ja, wie oben schon gesagt, am Freitag hatte ich dann alle Damen so weit, dass sie einverstanden waren mit meinen Maßnahmen und dem Kompromiss aus 4-6 alten Windosen und ca. 10-12 Raspis.
3. Vorhandene Hardware
Die Schule verfügt über einen PC-Raum mit 10 Rechnern aus dem Jahr 2007/2008 etwa. Das sind so schön laute Kisten mit einem Singlecore von Intel mit 1,8 GHz(??) und 1 oder 2 GB RAM. Zum Glück wurden damals auch 10 Flachbildschirme mitbestellt. Das sind so Fujitsu/Siemens-Geräte, die bereits einen DVI-Eingang, integrierte Lautsprecher und hinten eine VESA-Bohrung haben. Alle drei Sachen sind wichtig für das Raspischulnetz! Die bestehenden zehn Rechner laufen mit WinXP, auf denen ein oder zwei Ordnerfreigaben zum (komplizierten) Datenaustuasch vorhanden sind.
Als Modem-Router steht eine neuere Fritzbox im Raum, ich glaube 3390 oder so, die an einem CAT5-Kabel mit einem 24-Port-Switch von HP verbunden ist. (Ich muss am Montag nachschauen, ob es sich hierbei eigentlich um einen Managed Switch handelt, was ich aber nicht erwarte. siehe auch: Understanding Switches von Eli The Computer Guy)
Zum Drucken steht seit diesem Schuljahr ein Lexmark MX511de S/W-Laserdrucker mit Duplex bereit, der sogar mit einer Scanfunktion daher kommt.
raspelman